Fazit Moldavien und letzter Tag in Rumaenien

Ja, was laesst sich zusammenfassend ueber Moldawien sagen, das wohl eines der unbekanntesten (und touristisch am wenigsten erschlossenen) Laendern Europas sein duerfte?
Als Motorradland ist es wegen seiner holprigen und kurvenarmne Strassen, aber auch wegen seiner immergleichen Landschaft (Sonnenblumenfelder)eher uninteressant. Moldawien hat wenig Sehenswuerdigkeiten, selbst die Hauptstadt Chisinau hatte maechtig Pech: Nach dem Krieg zerstoert, gab ihr anschliesssend ein Erdbeben den Rest.
Aber: Wer das nochmals erleben will, wie das wohl frueher mal so war im wilden Osten, mit Zwei- (Chisinau) oder gar dreistufigem Preissystem (Bendery im abtruennigen Landesteil Transnistrien), Sovietdenkmaelern mit Wachabloesung, ewiger Flamme, unmotiviertem Personal, usw – ab nach Moldawien! Die Steigerung des ganzen findet man in Moldawien oestlich des Dnestrs, in TRansnistrien, aber reist lieber mit dem Taxi oder Zug ab Chisinau – mit dem eigenen Fahrzeug hat man offensichtlich nur Probleme. Dafuer bekommt man ein Land zu sehen, das kein anderes Land anerkennt. Es gibt eine Waehrung, die garantiert kein anderes Land umtauscht sowie Briefmarken, mit denen man garantiert keien Postkarten (die es eh nicht gibt)ins Ausland verschicken kann. Wir hatten nach win paar Tagen im Land uebrigens leichte Paranoia, weil wir a. in den Hotels oefter mal umquartiert wurden, die Motorraeder umstellen mussten und als wir eingezogen sind, oefter ein Raeuspern von der Rezeption vernahmen: Aehem, es tut mir leid, aber der Preis, den ich Ihnen angegeben hatte….

Somit gilt unsere Reiseempfehlung vor allem fuer Abenteurer und Sowjetnostalgiker. In Moldawien laesst sich also durchaus was erleben, allerdings kommt man mit Englisch nicht wahnsinig weit (was sehr schade ist, wenn man mit Leuten ins Gespraech kommen will). Wir wuerden zudem rudimentaere Kyrillisch-Kenntnisse empfehlen, allein, um schon nicht zu verhungern. Aber man hat dafuer die Gewissheit, fast allein in diesem Land unterwegs zu sein und als Tourist als echtes Alien aufzufallen.

Trauriger Nachtrag: In Chisinau hatte ich erfahren, dass im April Wahlen waren und es daraufhin Demonstrationen in der Hauptstadt gab. Ein rumaenischer Student erzaehlte mir vor einigen Tagen, dass er gehoert haette, das an jenem Tag einige Studenten direkt von der Strasse verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht sind. Ob das eine dieser Schauermaerchen der Rumaenen ist, vermag ich nicht zu sagen, traue eine solch undemokratische Aktion dem Land Moldawien aber durchaus zu.

Seit Januar 2009 muessen die Rumaenen uebrigens wieder Visa beantragen, um Moldawien besuchen zu koennen. Und interessanterweise haben wir nur eine Rumaenin getroffen, die je das Nachbarland besucht hat! Eine Hostel-Besitzerin, die aufgrund der Nachfragen von vielen Backpackern das Land besucht hat. Die Rumaenen, die fuer den Wiederanschluss von Moldawien sind, scheinen in der Minderheit zu sein und stammen aus dem rumaenischen Landesteil Moldova.

Besuch im Memorialul Victimelor Comunismului si al Rezistentei

An unserem letzten Rumaenien-Tag besuchten wir das sehr sehenswerte Memorial in Sighetu Marmatiei. Es war ein frueheres Gefaengnis im kommunistischen Rumaenien und zeigt sehr eindruecklich, wie tief das kommunistische System sich in der Gesellschaft verankert hat und wozu es gefuehrt hat (Inhaftierung von Intellektuellen und nichtkommunistischen Politikern, Deportation von Rumaenen nach Kasachstan, Ausloeschung von Opposition, usw.). Da Gefaengnis zeigt auch den Gefaengnisalltag, ein Raum widmet sich inhaftierten Frauen, es werden Zellen gezeigt. Leider erfaehrt derjenige, der kein Rumaenisch kann, erheblich weniger: speziell die Zitate der Gefangenen wurden nciht uebersetzt.
Der Raum, der die Arbeitslager behandelt, stellt ein Motorrad aus, das in einem rumaenischen Gefaengnis (ich glaube, es war in Ieud) zusammengeschraubt wurde. Leider wissen wir weder Marke noch sonstwas darueber.

Interessant fanden wir die Tatsache, dass junge Rumaenen keinen grossen Hass auf die Russen hegen, immerhin war laut dem memorial jeder 8. Rumaene irgendwie von diesem System (IVerhoere, Gefaengnis, usw.) betroffen. Allerdings moegen sie die Ukrainer schon nciht so wirkklich, in ihren Augen sind das ja alles Russen…..

memorial

Unbekanntes Motorrad made in rumaenischem Gefaengniss


One Response to “Fazit Moldavien und letzter Tag in Rumaenien”

  • Andersreisender Says:

    Rumänien als Reiseland habe ich bereits kennen und auch lieben gelernt. Ich liebäugle auch mal mit einem Besuch in der Republik Moldau. Noch bin ich aber sehr unschlüssig, ob sich eine Reise dort hin wirklich auszahlt. Transnistrien ist auch so eine Sache… Mal sehen, ich muß mich da noch etwas mehr einlesen 😉

    Weiterhin gute, unfallfreie Reise!