Sep 27 2009

Bitte ein Plzen….

Hoi Zusammen,

Regina und ich sind wieder auf der grossen Fahrt. Leider immer mit dem Hintergedanken, dass es langsam nach Hause geht. Aber davor wollten wir noch die Tschechei anschauen.

Gestern haben wir noch die Stadt Plzen angeschaut. Diese Stadt lohnt sich allemal einen Blick draufzuwerfen. Viele schoene alte und gut restaurierte Haeuser. Auch eine grosse Synagoge, die man auch besuchen darf, gibt es. Weiter koennte man die Brauerei besuchen, aber das interessierte uns nicht so.

Also ihr lieben Bayern, auf mal nach Plzen, die Tschechen beissen nicht.

Regina ist gerade die Weiterfahrt am organisieren. Wir haben festgestellt, dass dieses Land viel anzubieten hat.

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Blick ueber einen Teil der Stadt

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Schoener Blick frueh morgens beim Pipi

So ich wuensch euch noch ein schoenes Wochenende. Gruesse aus Plzen

Sacha


Sep 26 2009

Hatte die Ehre…….

Hoi Zusammen,

Es geht weiter. Heute werden wir in Richtung Tschechien fahren. Die letzten paar Tage haben uns gut getan. Es war herrlich das schöne Wetter zu geniessen und nicht auf den Moppeds zu sitzen. An dieser Stelle möchten wir Tanja und Schnüffi nochmals danken für ihre Gastfreundschaft.

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Amberg von oben. Die Stadt hat sogar zwei Hutmacher, wow.

Die beiden Motorräder sind nun  auch wieder ready.

Ich wünsch euch noch einen schönen Tag.

Sacha


Sep 24 2009

Reparaturen in Amberg

Hoi Zusammen,

wir geniessen immernoch  die Gastfreundschaft von Tanja und Schnüffi hier in Amberg.

Gestern habe ich angefangen an meinem Moped ein paar Sachen zu machen. Der Stossdämpfer vom Boot hat durch die Reise doch arg gelitten und musste ersetzt werden (danke Schnüffi). Auch die Bremsen mussten wiedermal zum bremsen gebracht werden. Aber das grösste Problem ist wiedermal das Ritzel der Lima. Nach kurzem Anschauen des Spiels (von aussen) habe ich mich entschlossen den Stirnraddeckel wegzunehmen um die Sache genauer anzuschauen. Dabei ist rausgekommen, dass sich der Halbmondkeil in die Achse von der Lima eingearbeitet hat. Es ist noch nicht schlimm, aber gemacht muss es werden. Ritter Klaus hat sich angeboten eine neue Nut in die Achse der Limaflansches zu machen. Gleichzeitig will er mir noch eine zusätzliche Halterung machen um die Lima noch besser am Motor zu befestigen. Es hat sich nämlich gezeigt, dass sich die Konstruktion die die Lima hällt, etwas bewegt.

Hoffentlich werden wir bald wieder auf Achse sein.

Grüsse aus Amberg

Sacha


Sep 21 2009

Durch den deutschen Osten

Hallo Ihr,

26 Stunden nach der Abfahrt in Helsinki kamen wir nachts um 23 Uhr in Rostock an. Schnell musste noch ein Hotel gefundenwerden, das von uns ausgesuchte Hostel war nämlich telefonisch leider nicht ereichbar.

Am nächsten Morgen gings dann immer Richtung Süden, angekommen sind wir dann bei regnerischem Wetter an der mecklenburgischen Seenplatte. In Röbel fanden wir Unterkunft in einem gemieteten Wohnwagen auf einem Campingplatz.
Abends erkundeten wir das zweifellos sehr nette Städtchen und stiessen dabei auf eine sehr empfehlenswerte Kneipe, das „Kugellager“ (www.kugellager.name). Der MZ-fahrende Wirt Carsten hat die Kneipe sehr stilecht eingerichtet; so sitzt der gast im vorderen Raum der ehemaligen Schlosserei auf bequemen Autositzen, umgeben von interessanten Postern, Fahrrädern und anderen Dingen. Im hinteren Raum thronen auf einer Empore schöne Motorräder, zB EMW und andere Schätzchen. Mit Carsten verrbachten wir einen schönen, interessanten Abend, bei dem wir feststellen mussten, dass es sich auch mal lohnen würde, mit dem Gespann durch sardinien zu fahren…Er empfahl uns ein Buch von einer Enfield-Reise von Neustrelitz nach Neu-Delhi und zurück. Autoren sind Lutz Friedel und Andreas Goeschel´, erschienen ist das Buch im Bülten-Verlag und hat die ISBN 3-938510-31-5.

Am nächsten Morgen ging die Fahrt weiter in Richtung Berlin. Da wir beide noch nie in der deutschen Hauptstadt waren, entschlossen wir spontan, einen Halt einzulegen. Da der Verkehr auf der Autobahn recht stark war, kämpften wir uns in den Süden vor, um die Stadt von dort aus per Zug zu besichtigen. Gespannfahren in Berlin ist für uns Landeier in etwa ähnlich prickelnd wie Gespannfahren in Istanbul, auch wenn es natürlich lang nicht so chaotisch ist.

In Berlin besichtigten wir, wie wohl jeder Berlin-Tourist, zuerst das Mauer-Museum, das uns doch recht beeindruckte. Natürlich mussten wir auch das „1. DDR-Motorrad-Museum“ besichtigen – können wir speziell für MZ-Fans wärmstens empfehlen. Momentan gibt es dort eine Trabi-Sonder-Ausstellung, inklusive einem Film mit Kommentaren der Konstrukteure. Ansonsten wanderten wir duch die Sadt, bis die Socken qualmten. Allerdings ist ein Tag für eine Berlin-Besichtigung zu wenig.

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Brandtor in Berlin

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Neuste Errungenschaft von mir

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MZ Gespann

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Pitty

 Nachdem wir am nächsten Tag in Zossen abgefahren waren, entdeckten wir kurz darauf bei Wünsdorf das Schild „Bunker-Stadt“ und „Bücher-Stadt“. Da mussten wir doch mal kurz vorbeischauen. Aus dem „kurz“ wurde dann aber leider nix: Zuerst besuchten wir einen teil der Bücherstadt, sprich eins der drei sehr gut sortierten Antiquariate. Zwei davon sind übrigens mit Militaria-Bücher sowie Accessoires (sowjetische Mützen, Uniformen, Funkanlagen usw) ausgestattet. Eigentlich wollten wir dann weiter Richtung Dresden, aber ein sehr kurioser Bunker eregte unsere Aufmerksamkeit: wie eine riesige Gewehrkugel aus Beton ragte sie ca. 10 Meter in den Himmel. So erkundigte sich Sacha nach einer Bunker-Führung, die dort angeboten wurde. Allerdings wurden dabei andere Bunker angeschaut und fand leider auch erst später an. So fanden wir uns in den Antiquariaten wieder…..

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Bunker als Bauernhaus getarnt, 2 Stockwerke aussen, 3 im Boden

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Die Bunkerbesichtigung war sehr interessant, das hätten wir hier so überhaupt nicht erwartet. Zuerst ging man in Richtung Wald und fanden uns dort vor der oberirdischen Bunkeranlage „Maybach II“ wieder, die aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammte. Die meisten der Bunker im Haus-Stil (also mit schrägem Dach) sind in beschädigem Zustand – aber die Anlage gibt einen guten Eindruck wieder, wie das mal gewesen ist, als von hier aus beispielsweise die gesamte Verpflegung der deutschen Truppen koordiniert wurde. Erwähnenswert ist der sehr gut informierte Führer, der das alles sehr interessant erzählt und die immerhin zwei Stunden Führung sehr kurzweilig hält.
 Der nächste Teil der Führung ging in den unterirdischen Teil, nämlich in  den Nachrichtenbunker „Zeppelin“. Wen das und andere, weiterreichende Führungen interessiert: http://www.buecherstadt.com/bilder_s_bunker/bunkeranlagen_1a.htm

Übrigens fand am Wochenende vor unserem Besuch ein MZ-Treffen statt udn es gibt auch immer wieder Militaria-Treffen.

Am späten Nachmittag brachen wir auf, zuerst Richtung Dresden, mit vielen Umleitungen danach in Richtung Augustusburg. Auf der Augustusburg besichtigten wir die Motorradsammlung, die wir absolut empfehlenswert finden, neben der Entwicklung der Marke DKW finden sich auch MZ, aber auch Exoten wie Mars, Nearacar, Böhmerland und Megola. Nächstes Jahr soll die Sammlung innerhalb der Burg umziehen – aber ein Besuch lohnt auf jeden Fall.

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MZ Gepann

 

Haten wir noch auf einen schönen Ausblick auf das Erzgebirge gehofft, wurden wir abends leider enttäuscht: Nebel legte sich über die Landschaft rund um die Augustusburg. Auf der Weiterfahrt Richtung Annaberg-Buchholz wurde der Nebel immer dichter, irgendwann konnte ich von Sacha, der vor mir herfuhr, noch nicht mal einen Schatten erkennen. Eigentlich verfalle ich nciht so leicht in Panik beim Motorradfahren, aber als ich dann wegen des Nebels nicht mal mehr merkte, ob wir durch eine Ortschaft fuhren oder nicht, wusste ich, dass das alles langsam sehr gefährlich wird. Ausserdem schlich ich frierend mit 40 km/h durch den Nebel – lange wollte ich das nicht mehr machen. In Bärenstein, dem nächsten Ort, hatte Sacha ein Schild mit der Aufschrift „Biker Hotel“ entdeckt. Dieses fanden wir dann glücklicherweise auch. Sofort wurde der Trockenraum angeschmissen und wir versuchten alles, um uns wieder aufzuwärmen.

Nach der Auffahrt auf einen kleinen Pass passierten wir dann auch schon die tschechische Grenze. Langsam verschwand auch der Nebel, es wurde sonniger und wärmer. Vorbei an  Cheb erreichten wir wieder die deutsche  Grenze. Nach der ultimativen Feststellung, dass es zwei Freiungs in der Nähe von Amberg gibt (das nördlicher gelegene Freihung, sowie das östlicher gelegene Freiung), haben wir dann nach längerem Suchen den Reichhardsschacht gefunden.

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Cheb

Die Überraschung war offensichtlich gelungen, es hatte tatsächlich niemand mit unserer Ankunft gerechnet. Das Ostbock-Treffen 2009 war gelungen: es war ein sehr friedliches Treffen, wir haben viele alte Gesichter wiedergetroffen, aber auch neue kamen hinzu. Das Wetter war bestens, eine solche Hitze hatten wir schon lange nicht mehr erlebt. Wir bedanken uns noch für den Stehpinkler…

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Auf der ersten Gretchen-Meier-Ausfahrt

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Riesiger Tank, aber er braucht Benzin aus Lettland

Momentan befinden wir uns in Amberg, wo wir uns wieder in zivilisierte Menschen verwandeln: duschen und vor allem unser „Hauptproblem“ Wäsche waschen.

Danach werden wir in Bayern noch einige Besuche machen, bevor es auf den Heimweg über die östlichen Nachbarländer Tschechei und Slowakei zurück in die Schweiz geht.

Noch was im Nachhinein: Wir haben noch ein paar Bilder in alten Blogs reingetan. Geht doch mal hinschauen.

Herzliche Grüsse,

Regina


Sep 21 2009

Finnland

Hallo Ihr,

so, wir  haben wieder Anschluss ans Netz, deshalb gibts jetzt in zwei Artikeln einen Überblick über die Erlebnisse der letzten Woche, ausserdem haben wir noch Bilder für Tallinn un d Helsinki reingeladen.

Von Helsinki aus sind wir letzte Woche in östlicher Richtung nach Porvoo gefahren.  Auf Nebenstrecken ging es in die ca. 50 km entfernte Hafenstadt. Helsinki selbst empfanden wir als sehr pompös, das Hinterland dagegen als sehr lieblich. Die Kleinstadt Porvoo mit seinen bunten Holzhäuschen empfanden wir als sehr typisch finnisch.
Um die finnische Südküste mit den vorgelagerten Schären anzuschauen, fuhren wir auf eine der länglichen Halbinseln. Leider hörte die Strasse kurz vor dem Ende der Landzunge auf: Militärgebiet. Schade, aber während der Fahrt  bekamen wir den Eindruck, dass sich eine Reise nach Finnland auf jeden Fall lohnt.

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Typische Häuser in Finnland

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Finnische Holzhäuser

Kurz vor Helsinki begnegnete uns übrigens ein Ural-Ranger-Fahrer – er war der erste seiner Art seit Monaten.

Abends fuhr unsere Fähre nach Rostock.
Wer sich jetzt fragt, warum wir nicht über Skandinavien auf eigenen 3 Rädern heimgereist sind, dem sei gesagt, dass wir unser ursprüngliches Reiseziel, Estland, erreicht haben. Dort haben wir gemerkt, dass es zeitlich gut drinliegt, das Ostbock-Treffen in der Oberpfalz zu besuchen. Damit es allerdings auch eine Überraschung wird, entschieden wir uns dafür, den Blog etwas zu verzögern….Wir bitten das zu entschuldigen.

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Rostocker Stadtturm

Herzliche Grüsse aus Amberg,

Regina


Sep 14 2009

Ciao Estland, Servus Finnland

Hoi Zusammen,

endlich wiedermal die Moeglichkeit euch auf dem Lauffenden zu halten. Sorry dafuer.

In Tallinn haben wir uns am Abend mit Anatoli getroffen. Ein Freund (Mischa) von Anatoli konnte sehr gut Englisch und hat uebersetzt. Als wir alle zusammen auf Anatoli gewartet haben, ist er dann ploetzlich mit einem Eimer voller Pilze aufgetaucht.

Als erstes haben hat Anatoli seine K750 aus der Garage genommen und wir sind eine kleine Tour (Mischa war in Anatolis Beiwagen) um Tallinn gemacht. Unter anderem haben wir die Altstadt und die Autohandlung von Anatoli besucht. Da hatte er doch ein paar schoene Autos, unter anderem ein Volga und ein seltener russicher Jeep aus dem WK2. Zurueck bei Anatoli wurden wir mit Pilzsuppe, Grillhuener, russischer Pizza und natuerlich mit Vodka aufgefuellt. Wir haben dann noch lange diskutiert warum Menschen wie wir russische Motorraeder fahren und noch vieles mehr. Irgendwann haben wir unsere Schlafsaecke im Wohnzimmer von Anatoli aufgeschlagen.

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Stadtmauer in TallinnAm naechsten Morgen wollten wir alle zusammen ein Museum in Tallinn besuchen, das in keiner Tourin Info zu finden ist: www.made-in-ussr.com . Leider hat das Museum erst um 1200 aufgemacht, unsere Faehre nach Helsinki ist aber schon um 1100 abegefahren. Somit mussten wir uns nur mit einem Blick ueber die Mauer begnuegen.Ach ja, fast vergessen: In Tallinn haben wir noch Gabriel (Franzose) mit seiner alten Ente getroffen. Er ist von Paris aus zum Baikalsee gefahren. Er hat eigentlich eine aehnliche Route genommen wie wir. Er war ca. seit 19000km unterwegs, allerding funktioniert seit Moskau nur noch ein Zylinder der Ente. Aber solange die Ente faehrt wird er auch ankommen. Fuer Leute dies interessiert: http://dyanenvadrouille.blogspot.com .Um 1100 ist dann unsere Faehre nach Helskinki ausgelaufen. 2 Stunden spaeter waren wir dann auf Finnischem Boden. Zuerst sind wir zur Touri Info und haben gestaunt, dass alle Hostels ausgebucht waren. Das naechste billigere Hotel waere 20km ausserhalb gewesen und vom Preis will ich gar nichts sagen. Zum Glueck fanden wir noch einen Campingplatz mit Bungalows und Metroanschluss zu relativ kleinem Preis (45Euros) verglichen mit den Hotels. Am Abend sind wir noch die Stadt besuchen gegangen. Wir muessen sagen, dass uns Helsinki nicht so schoen gefaellt wie zum Beispiel Talllinn. Helsinki hat viele gerade Prachtstrassen und wenig kleine Gasssen. Die Gebaeude sind pompoes und eher neu. Und auch die Preise sind sehr hoch.Viele kleine Inselchen vor Helsinki

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Orthodoxe Kirche auf Felsen gebaut

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Einer der pompösen Bauten

Also haben wir uns entschlossen in die Pampa von Finnland zu fahren. Wir wissen also nicht wann wir uns das naechste mal melden koennen. Und das mit den Bildern ist auch nicht so einfach wenns kein USB Anschluss gibt.

Gruesse aus dem Outback.

Sacha und Regina


Sep 11 2009

Tallinn

Hallo Ihr,

wir sind jetzt in Tallinn, der estischen Hauptstadt, angekommen.
Tallinn wirkt, wenn man Richtung Innenstadt fährt, sehr modern und es gibt sogar ernstzunehmende Hochhäuser.

Die Altstadt dagegen ist sehr malerisch: Sehr viele mittelalterliche Häuser, Kopfsteinpflaster, Teile der früheren Befestigungsmauer, die immerhin noch über 20 Türme hat, sowie einige wirklich originelle Kirchen finden sich in Tallinn. Wir würden Tallinn als eine wirklich sehr charmante Stadt mit viel Flair bezeichnen. Es gibt überraschende Orte und sehr schöne, verwinkelte Gässchen. Auch die orthodoxe Kathedrale ist sehr impossant.

Mit das originellste der Museen dürfte das Minen-Museum sein. Mit der jüngeren Geschichte wird hier auch Umsatz gemacht – so kann man in Tallinn zB. frühere Sowjet-Propaganda-Poster, russische sowie deutsche Weltkriegs-Uniformen, Weltkriegs-Militaria Zeugs erstehen, es werden in Turi-Shops aber auch völlig schmerzfrei T-Shirts mit sowjetischen Propaganda-Sujets angeboten. Übrigens sind in Tallinn wohl 40 % der rund 400.000 Einwohner russischstämmig.

Heute Abend werden wir uns mit Anatoli treffen. Wir haben ihn am Russentreffen in Narva kennengelernt und er hat uns eingeladen. Wir werden berichten wie es war.

Bilder werden wiedermal spaeter folgen.

Herzliche Grüsse,
Regina


Sep 7 2009

Russentreffen mit Russen

Hallo Ihr,

manchmal auf unserer Reise war es schon so, als gaebe es da einen unsichtbaren Regisseur, der sich darum bemüht, uns einen möglichst abenteuerlichen Trip zu bieten. So war es auch diesmal, beim Russentreffen in Narva:

Den Samstagvormittag verbrachten Sacha und ich noch in Narva, eine Stadt, die für Touristen nur wenig interessantes bietet. Da gibt es die wirklich schöne Hermannsfeste, und auf der anderen Seite dann die Festung Ivangorod – beide interessanterweise aus verschiednen Jahrhunderten. Und das wars dann auch schon fast…es sei denn, man kann sich schwer für Architektur aus der kommunistischen Aera begeistern. Eines dieser Ueberbleibsel ist uebrigens eine Lenin-Statue, die in einer Ecke vor der Festung steht – es duerfte wohl eine der letzten ihrer Art in Europa sein!

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Vorne Eu, hinten RUS: Festung in Narva

Gegen nachmittag fuhren wir noerdlich, im an der Narva, dem Grenzfluss zwischen Estland und Russland, entlang. Um halb vier wollten wir uns mit Pavel in Narwa-Joesuu zu einer kleinen Ausfahrt mit seinen Russen-Kumpels treffen.
Passenderweise riss mir kurz vor dem Ziel das Kupplungsseil an der Chinesin. Nach kurzem Abschleppen durch Sacha kamen wir bei Pavel an.

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Abschleppunternehmen Sashko

Kurzerhand wurde ich für die Ausfahrt auf den Rücksitz eines GAZ-Jeeps verfrachtet, was auch nicht schlecht war.
Der Konvoi der Classicriders bestand aus einem GAZ- sowie einem UAZ-Jeep, zwei Seitenventil-Gespannen (K 750 und MW 750) sowie einem Dnepr MT 16-Gespann.

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Marschhalt

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Konvoi im Unterholz

 

Kommentar Sacha: Die K750 hatte einen sehr speziellen Motor den wir noch nie zuvor gesehen hatten. Das Besondere war der vordere Teil wo normalerweise der Zuendverteiler drauf ist. Bei diesem Motor war da ein Ventilator der ueber ein Gussgehaeuse die beiden Zylinder gekuehlt hat. Dieses Gehaeuse schuezt zudem die Zylinder vor Schlamm. Gleichzeitig war an diesem Gehaeuse noch eine Seilwinde, die ueber eine Kette (vom Ventilator her) und ein „Umlenkgetriebe“ angetrieben wurde. Anstelle des Zuendverteilers hatte die K ein Zuendmagnet. Eine „externe“ Lima hat dem Moped den Saft gebracht. Der Besitzer der Maschine wusste nichts genaues ueber den Motor. Er hat zwei dieser Motoren auf einem Markt erstanden. Er sagte noch was ueber eine Entwicklung fuer die Armenische Armee. Auf jeden Fall war dieser Motor etwas richtig seltenes.

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Luftgekuehlter SV

k750a

Seilwinde

Die Fahrt führte zuerst durch den Wald, wo alle an einer Ruine hielten. Nach kurzer Fotopause fuhr man dann über einen Markt, um nach einer weiteren Offroad-Einlage zur Club-Garage zu kommen. Von dort gings dann waldeinwärts über ein paar gröbere Bodenwellen zu einem Grillplatz.

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Russenpicknick

Dort wurde dann ausgepackt, was ein ambitionierter Russe zum Picknicken so braucht: von Motorsäge über Axt, den Samowar nebst Kamin!, Essen, einer Pfanne bis hin zu einem Kästchen, das Ampullen enthielt. Somit wurde also geklärt, ob das Gebiet nicht zufällig kontaminiert sei (ich bin mir aber sicher, dass Gasmasken nicht weit gewesen wären). Die ganzen Häppchen nebst obligatorischen Essiggurken wurden kurzerhand auf der Motorhaube des UAZ ausgebreitet. An Getränken gab es Saft, Wodka sowie Samagon, der laut Anatolij aus „guter Quelle“ stammte – der Konsum hielt sich übrigens sehr in Grenzen. Die Gespanne rückten aus, um mit halben Bäumen für das Lagerfeuer wiederzukommen.

Später am Abend gesellte sich noch Aleksander zur Runde, ein in Finnland lebender Russe. Zuerst rpäsentierte er seinen motorisierten Off-Road-Roller, mit dem man prima durch den Wald heizen konnte. Uns wurde erklärt, das Aleksander Fahrzeuge, zB Trikes, in sehr origineller Art und Weise selbst konstruiert. Später griff er dann zur Gitarre und sang auf russisch seine selbstgeschriebenen melancholischen Lieder. Die Themen umfassen wohl Dinge wie Narva, seine Gedanken, Russenboxerfahren usw.

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Alexander

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Extem-Cross-Roller, macht viel Spass

 

Leider war dann dieses wunderschöne, private Treffen mit rund 15 Russen irgendwann auch vorbei. Nach einer abendlichen Fahrt zogen Sacha und ich in das sehr gemütliche Clubhaus der Classicriders ein. Den Rest des Abends verbrachten wir in Pavels Küche zusammen mit Anatolij bei Vana Tallinn, Tee und einem leckeren Bortsch.

Dabei erfuhren wir einiges über die Russen, die in Narva die absolute Mehrheit der Einwohner der Stadt bilden (Pawel schätzte auf 50-70 Prozent, der Anteil liegt aber offensichtlich noch weit höher). Dass sie sich beispielsweise von den Esten ungerecht behandelt fühlten, da diese den in Estland geborenen Russen oft nur den sogenannten „Alien-Pass“ ausstellen.

Dieser Pass, auf dem das wirklich so steht, besagt, dass der Inhaber dieses Passes kein Staatsbürger von Estland sei. Auf unsere Frage, wie sie denn den estischen Pass erhalten würden, meinten sie entrüstet, dass sie dazu zu einem Sprachtest müssten! Sie, die in diesem Land Geborenen. Dieses kleine Beispiel zeigt anschaulich das Verhältnis zwischen den Esten und den aus ihrer Sicht  früheren Besatzern.

Ferner war schnell zu erkennen, dass die Russen in Estland die estischen Politiker nicht sehr schätzen und die EU als Institution absolut ablehnen. Wichtig scheint ihnen die persönliche Freiheit zu sein udn Narva (und vor allem die Umgebung am Śtrand) ist für sie der schönste Ort der Welt.

Am nächsten Morgen wurde der Kupplungszug in professioneller Art und Weise von Walerij gelötet, der dafür extra mit Lötkolben und Lötwasser anreiste. Mittags fuhren wir dann weiter Richtung Süd-West-Estland, davor erhielten wir noch eine Einladung von Anatolij, der in Tallinn wohnt.

Nach einer sehr regnerischen Fahrt erreichten wir Pöltsamaa, wo wir unser Nachtquartier bezogen. Heute morgen gings dann weiter nach Türi, wo wir den estischen Ural-Händler besuchen wollten. In der angegebenen Strasse deutete aber leider nichts auf den Händler hin und nach einer halben Stunde des Suchens sind wir dann weitergefahren in Richtung Tallinn.

In Tallinn werden wir ein paar Tage bleiben, um danach nach Finnland weiterzureisen.

Herzliche Grüsse aus dem schönen Tallinn,

Regina


Sep 5 2009

An der Ostgrenze

Hoi Zusammen,

nun stehen Regina und ich am Ende von Europa in Narva. Hier faengt das russische Reich an. Eigentlich schon ein paar Kilometer weiter westlich, da 95% der Bevoelkerung Narvas russisch ist.

Hier im Norden Estlands hat es gestern den ganzen Tag geregnet. Darum sind Regina und ich ein Oelschiefer Bergwerk in Kotla besuchen gegangen, dass bis 2001 in Betrieb war. Leider war die Fuehrung nur in estnischer Sprache, und wir mussten uns damit begnuegen, die Sachen anzuschauen. Besonders interessant waren aber die Maschinen, die noch funktionstuechtig waren und unser Guide auch unter lautem Getoese vorgefuehrt hat.

In der Umgebung hier gibs auch ueberall die Schutthaufen von diesen Bergwerken. Im Winter werden diese als Abfahrtspiste gebraucht. Der hoechste dieser „Berge“ ist 173m hoch.

Als wir dann nach Narva reinfuhren, begann ca. 8 Kilometer vor der Stadt eine Kolonne von Lastwagen, die auf die Passage nach Russland warteten.

Als wir vor der Touistinfo standen und Sacha wegen Uebernachtungsmoeglichkeiten nachfragte, bleib ein junger Mann mit Harley Emblem an der Jacke stehen und begruesste mich. Er gehoere zum Classic Club Narva, sie fahren alte Motorraeder und Autos. Wir tauschten Mail-Adressen aus und verabredeten uns heute nachmittag fuer eine kleine Ausfahrt mit den Clubmitgliedern.

Gruesse aus Narva,

Regina und Sacha


Sep 3 2009

Querschnitt Estland: Soviet Kasernen und Burgen

Hoi Zusammen,

lange ist es her, dass wir ein Internetkaffee gefunden haben. Estland ist zwar eine einzige, riesige Wireless Zone (man kann wirklich fast ueberall Internet empfangen und eigene Schilder weisen auch draufhin), aber ohne einen Schlapptop bringt uns das leider nicht viel. Und weil eben alle einen eigenen Compi haben, gibts eher weniger Internetkaffees. Also verzeiht uns, wenn wir uns eher weniger melden koennen. Zu den letzten paar Tagen:

Von Paernu aus sind wir in Richtung Nord-Westen nach Virtsu, wo wir die Faehre genommen haben, um auf die Insel Muhu zu gelangen. Wir hatten extremes Glueck, da waerend der Faehrfahrt ein grossen Unwetter niederging. Als wir auf der Insel angekommen sind, war das Wetter (bis auf ein paar kleine Schauer) wieder ok. Waehrend eine Caffee Pause haben wir dann erfahren, wo die von uns gesuchte ehemalige Sowjet-Raketenbasis zu finden ist. Der Chef des Caffees hat uns einen kleinen Plan gezeichnet, da diese Base, in der Naehe des Dorfes Piiri, in keinem Touistenplan (und auch nicht ausgeschildert) zu finden ist.

Damals waren in dieser Base einige mobile Abschussrampen fuer Kurz- und Mittelstrecken Racketen (die grossen Oemmels, also Nucleardinger) stationiert, die wohl auf Westeurope geziehlt haben. Jetzt sind nur nor ein paar verrottete Haeuser, ein paar verrostete Bunker und ein paar Hangare sichtbar. Das ganze Areal wird heute als die wohl coolste Motocrossstrecke Estlands verwendet. Vor 30 Jahren waeren wir wohl weder so einfach da reingekommen noch heil wieder rausgekommen…

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Hier waren mal hochexplosives Zeugs (Nuclearraketen) versteckt

Von Piiri gings dann weiter ueber einen Damm auf die Nachbarinsel Saarema, wo wir den rund 100 m breiten Meteoritenkrater in Kaali angeschaut haben. Danach sind wir weiter zur groessten Stadt der Insel, Kuressaare, gefahren. Da haben wir die Bischofsburg von aussen angeschaut, da im Innern ein Museum ist.

Am naechsten Tag sind wir nach Karujaerve, wo es weitere Ruinen einer ehemaligen Soviet Basis gibt. Einzig ein verblasstes Bild auf einer Mauer hat auf die Zeit der damals glorreichen, roten Armee erinnert – ansonsten gab es nur geplünderte Ruinen von vielen Kasernen zu sehen.

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Bild zeigt die vergaenglichkeit der Rote Armee

Nach dieser kurzen Exkursion haben wir in Panga die sehr idyllische „Steilkueste“, die immerhin 21 Meter hoch ist, angeschaut. Danach gings weiter zu ein paar typischen estischen Windmuehlen sowie einer mittelalterlichen Kirche. Abends versuchten wir eine Unterkunft zu finden, was sich als Problem herausstellte, da die Sommersaison fuer die Esten wohl komplett vorbei ist.

Mangels Unterkunft sind wir somit halt wieder zum Festland uebergesetzt in der Hoffnung, dort einen Campingplatz oder ein Motel zu finden. Allerdings mussten wir dann doch noch rund 50 km zuruecklegen, um in Haapsalu ein Hostel zu finden. Haapasalu ist eine schoene und normalerweise auch sehr touristische Stadt (es hat eine Ruine einer Bishofsburg) . Als wir abends durch die Strassen gingen, war es allerdings fast unheimlich: fast kein Licht in den Haeusern und fast keine Menschen auf der Strasse.

Das naechste Ziel unserer Reise waren eigentlich die Ruinen eines Herrenhauses. Diese fanden wir auch, aber es gab etwas, dass speziell Sacha mehr interessierte, naemlich den riesigen Hangar hinter der wirklich schoenen Ruine des Hauses: Eine weitere Hinterlassenschaft der Russen in Estland und für uns auch eine der interessantesten. Schnell fanden wir die Einfahrt zum ehemaligen Flughafen, zu dem der besagte Hangar gehörte. Als wir auf dem langen Rollfeld standen, kam ein Fahrradfahrer (!) auf uns zu. Der Este erklaerte uns auf Englisch, dass auf diesem Areal früher MIG 21 und MIG 23 gestartet waehren. In seinem Sommerhäuschen hätte beim Start der Maschinen jedesmal die Küche gebebt und reden wäre dann kaum mehr möglich gewesen. Bis zu 50 Maschinen wären hier stationiert gewesen. Dann schilderte er uns den Abzug der Russen, der mit riesigen Transportflugzeugen von statten gegangen sein soll. Am Schluss des kurzen Gesprächs nannte er uns eine astronomisch hohe Zahl, was die Errichtung dieses Areals gekostet haette. Und heute, so meinte er leicht resiginiert, sieht man ja, wofür das noch gebraucht werde. In diesem Moment fuhr ein Fahrschulauto vorbei… Im übrigen kamen uns auch ambitionierte BMW-Fahrer entgegen, die ihr Schätzchen mal probefahren wollten und den Spuren auf den beiden Rollfeldern war zu entnehmen, dass es hier auch Beschleunigungsrennen gibt. Das Gebiet gehört heute übrigens der estischen Armee, aber sie scheint nur einige der Hangare für Lagerzwecke zu benutzen. Für uns wär das jedenfalls der Ort schlechthin für die tollste Russen- und Chinesenboxerparty in Europa!

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Herrenhaus, seid 1908 am Zerfallen

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Grosser Hangar mit ganz kleiner Regina

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Mig Parkplatz

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Frueher Migs, nun Ostboxer am starten

Eine andere Sehenswuerdigkeit an diesem Tag waren eine mittelalterliche Kirche in Harju-Risti mit einem halbrundem Turm und eine Ruine eines Zisterzienserklosters in Padise.

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Halbrunder Turm, ob wohl der BauHERR Kosten sparen wollte?

Auf der Suche nach der nächsten Übernachtungsgelgenheit kamen wir an einem Schild vorbei, auf dem ein Zelt abgebildet war und das in den Wald zeigte. Wunderbar, das Wetter passte und Vorraete waren vorhanden. Einen richtigen Campingplatz fanden wir nicht, allerdings wurde uns nach einiger Zeit klar, dass das hier „estisches organisiertes Wildcampen“ war: An mehreren Stellen in dem Wald, der an die Ostseeküste grenzte, waren sehr gepflegte Grillstellen, mit hölzernen Klohüttchen, Abfalleimern sowie Tischen und Bänken. An zweien dieser Orte durfte man sein Zelt aufstellen – einen solch luxuriösen und schönen Platz hatten wir selten davor und das gratis! Können wir sehr enpfehlen.

Von der Küste fuhren wir tags darauf zu einem kleinen Ort südlich von Tallinn (Kurtna), um ein Motorradmuseum anzuschauen. Das Museum selbst war eine nette, kleine Sammlung mit den üblichen russischen Maschinen, ein paar BMWs, einigen Harleys, Indians sowie einigen Rennmaschinen im oberen Stockwerk. Ein schönes Exponat war eine Jawa 350, mit der der Besitzer in den 70er Jahren Reisen von Tallinn aus nach Archangelsk und Vladiwostock unternommen hat.

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Reisejawa

Auf dem Weg nach Narva (das nordoestlichste Ziel dieser Reise) schauten wir uns noch die kleinste Festung von Estland an: der Turm (wirklich nur ein Turm) von Kiiu.

Nun sind wir in Rakvere und haben bereits die ersten Entfernungsschilder nach St. Petersburg gesehen (Peterburi 340 km). Aber wir können Euch beruhigen: wir haben kein Visum für Russland. Schade eigentlich, denn die Dnepr und die Chang-Jiang fahren noch.

So, nun wuenschen wir euch noch was Schoenes.

Regina + Sacha